Hallo! Ich hab wieder einiges erlebt und so manches zu berichten.
Die Stadt- Guangzhou Bevor ich nach China gekommen bin, wusste ich eigentlich nicht besonders viel über die Stadt. Weder wie groß sie ist, noch was sie besonders macht. Ich wollte mich einfach überraschen lassen und selbst herausfinden, was es hier so tolles gibt. Als erstes war ich von der Größe überrascht. Die Stadt ist drei Mal so groß wie New York und hat drei Mal so viele Einwohner wie Berlin. Also gar nicht so klein wie ich dachte ;) Zu dem Couchsurfing-Treffen am Freitag bin ich schon eher ins Zentrum gefahren, damit ich in Ruhe das Café suchen kann und um mir vorher noch bissl die Stadt anzuschauen. Als ich aus der Metro ausgestiegen bin, war ich echt baff, wie schön die Stadt ist. Es gibt viele Hochhäuser, schöne Palmen, toll angelegte Parks, coole Gebäude und die Atmosphäre war echt toll. Als es dann langsam dunkel wurde (hier wird es immer schon 19.00 Uhr dunkel), gingen überall die schönen Lichter an. Die Chinesen hier mögen es anscheinend gern bunt. So wechselte der Canton Tower (Fernsehturm der Stadt) zum Beispiel ständig seine Farben. Bäume waren teilweise mit bunten Lichtern geschmückt und der Platz vor der Oper hatte bunte Lichter im Boden, wie ihr auf meinen Bildern sehen könnt. Außerdem waren einige Leute auf dem Platz zu sehen, die bunte Lichter und Spielsachen verkaufen wollten. Die Stadt liegt an dem Pearl River (Perlfluss), d.h. es gibt auch schöne Brücken. Diese waren natürlich auch schön beleuchtet, genau wie das riesige Opernhaus. Ich habe gesehen, dass sie hier im November das Musical Mama Mia auf Chinesisch aufführen. Ich bin noch am überlegen, ob ich mir das mal antue :D Ist sicher lustig. Am Wasser war auch Live-Musik und Leute, die Fotos von einem machen wollten. Clever wie sie sind, haben sie dann auch gleich ihren Drucker in der Tasche.
Natürlich gibt es hier, wie in jeder anderen Stadt auch, dreckige Straßen und Gassen. Und entsprechend der Größe der Stadt auch nicht unbedingt wenige. Aber das finde ich jetzt nicht überraschend oder schlimm. Aber der Großteil der Stadt ist total schön. Heute hab ich mit einem Deutschen noch bissl die Stadt erkundet und da haben wir auch echt schöne Gegenden gesehen und zur Abwechslung mal welche, wo gar nicht so viele Leute unterwegs sind ^^
In der reicheren Gegend sind übrigens die E-Bikes verboten. Ich bin immer wieder erstaunt, was die Leute da alles draufpacken. Ich mach mal noch paar gute Fotos und lad sie dann hoch. Manche packen ihre ganzen Umzugssachen in einen Anhänger und fahren diese dann mit dem Elektrofahrrad durch die Gegend. Oft sieht man ja Familien mit den Bikes rumfahren und gestern war ich bissl erstaunt, eher schockiert, dass eine Mutter auf dem Gepäckträger nur so seitlich drauf saß und ihr Baby im Arm hatte, ohne Sicherung. Der Mann hätte nur einmal stark bremsen müssen und sie hätte auf der Straße gelegen. Die chinesische Studentin, mit der ich unterwegs war, fand es auch ziemlich gefährlich und verantwortungslos.
Gestern war ich auch mit Tina auf einer Art Insel, was ein Stadtteil von Guangzhou ist. Hingekommen sind wir mit einer Fähre für schlappe 6 cent. Dort haben wir uns eine katholische Kirche und den Britisch-Französischen Distrikt angeschaut. Echt schöne Gegend.
Billig durch die Stadt- das Metrosystem Am Freitag bin ich das erste Mal mit der Metro gefahren und ich habe mich alleine echt super zurecht gefunden. Es ist alles mit in Englisch und das System ist echt einfach zu verstehen und total gut ausgeschildert. Man holt sich eine Bahncard, mit der man dann auch mit dem Bus und der Fähre fahren kann, lädt Geld drauf, hält diese beim Reingehen an den Automaten und noch einmal beim Rausgehen, wo man dann erst zahlt, je nach Strecke, die man gefahren ist. Und das Beste, das Fahren hier ist so billig. Ich bin vier Mal mit dem Bus fahren, fünf Mal mit der Metro und einmal mit der Fähre und hatte ganze ZWEI EURO weniger auf meiner Karte. Und sobald ich meinen Studentenausweis habe, kann ich teilweise noch vergünstigt fahren. Billiger geht ja schon fast gar nicht mehr ;) Die Bahnen und Busse sind natürlich so gut wie immer total voll, aber das Aus- und Einsteigen läuft recht geregelt ab.
Meine Wohnsituation und die typischen WCs Derzeit wohne ich noch in einem Hotel auf dem Campus, was für Overseas- Studenten und Lehrer ist. Es kostet pro Nacht so viel wie ein normales Hostel und der Service ist echt gut. Manchmal auch bissl übertrieben. Man bekommt z.b. eine Zahnbürste mit Zahnpasta. Ich wollte eigentlich nur schauen, was in der Packung ist und hab sie nicht wieder reingetan und am nächsten Tag hatte ich eine neuverpackte Zahnbürste da liegen, neben der anderen, die auch noch in Folie war. Die hab ich dann gar nicht erst ausgepackt, damit ich am Ende nicht 14 Zahnbürsten da liegen habe. Genauso mit Kamm und Seife. Ich benutze nicht jeden Tag einen neuen Kamm, so pingelig bin ich dann doch noch nicht ^^
Übernächste Woche zieh ich dann nochmal um, nach Zhuhai, auf einen anderen Campus. Dort werde ich dann entweder in einer WG oder alleine in einem Studentenwohnheim wohnen. Ich lass mich überraschen.
Im Hotel habe ich ein normales Klo, wie ich es gewohnt bin, aber an anderen Orten auf dem Campus und in der Stadt, selbst bei Starbucks, habe ich bisher nur so ein Loch im Boden vorgefunden. Die Studenten hier meinten, in Zhuhai werde ich dann höchstwahrscheinlich auch nur so eins haben. Also werde ich mich schon mal drangewöhnen. Zweimal musste ich schon gezwungenermaßen drauf gehen, aber man gewöhnt sich an alles. Ist alles nur Übungssache ;)
Der Campus und die Uni Die Sun Yat-sen University (nach dem Gründer benannt) hat genau wie die TU Chemnitz vier Campusteile. Dachte ich. In Wirklichkeit sind die vier Teile aber jeweils ein eigener Campus für sich. Sie gehören trotzdem alle zu ein und derselben Uni. Es werden jeweils nur verschiedene Fachgebiete und Jahrgänge unterrichtet. Der Campus, zu dem ich dann für den Rest meiner Zeit wechsele, liegt sogar in einer anderen Stadt, etwas weniger als zwei Stunden mit dem Bus entfernt. Ich liebe ja alte Gebäude und da bin ich hier auf dem South Campus genau richtig. Auf dem Zhuhai-Campus (wo ich dann hinziehe) sind eher moderne Gebäude. Aber ich liebe auch den Strand und das Meer. Und der Zhuhai-Campus liegt direkt am Strand : ) Laut den Chinesen hier fühlt man sich dort wie im Urlaub, wenn man am Studieren ist. Also freu ich mich umso mehr, für längere Zeit dort zu sein. Auch wenn ich mich hier schon sehr gut eingelebt habe und Freunde gefunden habe.
Den Campus an sich kann man auch gar nicht mit dem in Chemnitz oder Dresden vergleichen. Er ist wie ein Dorf, abgegrenzt von Mauern. Hier gibt’s Straßen, Supermärkte, eine Post usw., sowie vier Eingangstore mit Schranken. Im Grunde kann hier aber jeder rein, der möchte. Die Polizei dreht hier auch ihre Runden und schaut nach dem Rechten. Also sicher ist es hier auf jeden Fall. Es ist auch alles gut in Chinesisch und Englisch ausgeschildert. Durch die schönen Bäume und das Klima fühlt man sich wirklich eher wie in einem tropischen Wald.
Die meisten Lehrer wohnen auch auf dem Campus. Insgesamt gibt es auf diesem Campus allein schon so viele Studenten wie in Chemnitz gesamt.
Ich bin schon sehr gespannt, wie es in Zhuhai ist.
Sehen wir für dich alle gleich aus?- Die Menschen hier Gestern wurde ich genau das gefragt und schon ab dem Flug hierher kann ich sagen, dass die Chinesen absolut nicht alle gleich aussehen. Also das war mir auch vorher klar, aber eine gewisse Ähnlichkeit haben sie doch trotzdem alle für uns ;) Auch wenn die Leute sich hier ähnlicher sehen als wir Deutschen uns, hat doch jeder sein ganz eigenes Aussehen und einen speziellen Charakter, den er ausstrahlt.
Die meisten Chinesen sind wirklich total freundlich und höflich. Ich mache ja Interviews und eigentlich müsste ich mich dafür bedanken, dass ich sie befragen darf. Aber die Studenten bedanken sich alle bei mir, dass sie die Chance bekommen, mir über ihre Kultur und ihre Uni erzählen zu dürfen und Teil meiner Studie zu sein. Belohnt werden sie mit deutscher Schokolade ^^
Ich habe hier ungelogen noch keine einzige Frau oder Mädchen gesehen, die ein Top mit Ausschnitt trägt oder in irgendeiner Art ihr Dekolleté weit zeigt. Aber kurze Röcke, Shorts und kurze Kleider tragen sie schon.
Uns Deutsche bezeichnen sie ja eher als Einzelgänger und sich selbst als Gruppenmenschen. Das kann ich auf jeden Fall bestätigen. Man sieht in der Stadt z.b. auch öfters Jungs und Kerle, die ihren Arm so freundschaftlich umeinander gelegt haben und so zusammen laufen. Ich kann mir schon vorstellen, was einige jetzt von euch sagen würden, aber das ist wirklich nur kumpelhaft. Man sieht auch viele Familien und Pärchen zusammen auf dem Fahrrad fahren und allgemein ist es überall lauter, weil sie Leute oft zusammen irgendwo hingehen und sich unterhalten. Natürlich liegt die Lautstärke auch an der Masse der Menschen hier.
Die eine Studentin, die ich gestern interviewt habe, hat mir netterweise auch ein chinesisches Dessert mitgebracht und bestand darauf, dass ich es dann gleich probiere. Es war (gekochter) white fungus (ein sehr geschätzter Heil- und Speisepilz mit Daddeln, irgendwelchen Blüten und einer Wurzel). Es hat nicht schlecht geschmeckt, aber um ehrlich zu sein hätten mir drei Löffel davon gereicht. Nachdem ich aber gefragt habe, wie es zubereitet wird und sie erwähnt hat, dass es fast drei Stunden dauert, habe ich dann weitergegessen. Irgendwann ging dann echt nichts mehr rein, da ich eh noch voll war vom Abendbrot, und da kam auch der erlösende Satz von ihr, dass ich das nicht aufessen muss. Es soll sehr gesund sein und als Deutsche nehme ich natürlich alles mit, was geht ^^ Wenns mir absolut nicht geschmeckt hätte, hätte ich irgendwann trotzdem was gesagt.
Mein Wochenende Das Couchsurfing-Treffen am Freitag war echt schön. Wir haben gemütlich Cocktails zusammen getrunken, erzählt und ich habe viele neue Leute kennengelernt. Es waren einige internationale Leute (USA, Deutschland, Ungarn, Schweden, Ägypten, Indien) da und viele Chinesen, die ihr Englisch verbessern wollten und auch internationale Leute kennenlernen wollten. War auf jeden Fall super, um neue Leute kennenzulernen.
Am Samstag hab ich zwei Interviews gemacht und am Nachmittag war ich dann mit Tina unterwegs. Bevor sie nach Deutschland fliegt, wollte sie gern noch dafür beten und dazu in einen Tempel gehen. Und da wollte sie mich gern dabei haben. Leider ist sie nicht wirklich religiös und macht das nur aus Tradition, aber ich habe mich trotzdem gefreut, dass sie mich gefragt hat. Also sind wir erst zu dem Tempel (siehe Fotos), wo es echt interessant war und dann für mich zu einer Kirche. Sie hat mir viel von hier erzählt und ich ihr viel von Deutschland. Wir haben uns sozusagen gegenseitig ausgefragt. Echt interessant, was die Studenten hier so für Fragen und Vorstellungen haben. Aber dazu mehr in der nächsten Email. Dann waren wir wie gesagt noch mit der Fähre auf der Insel und später noch gemeinsam Essen. Danach habe ich mich noch mit Sarah getroffen. Ach ja, die Chinesen haben alle einen englischen Namen, den sie sich selber geben. Das macht es sehr einfach für mich, mich ihre Namen zu merken. Die richtigen könnte ich nie alle auseinanderhalten. Ich war mit Sarah dann spontan in einer Art Einkaufszentrum. Eigentlich sollte sie mir nur bei Google Maps zeigen, wo ich mal zur Maniküre gehen kann. Letztendlich saß ich dann halb 10 irgendwo mit ihr und hab mir meine Nägel machen lassen. Aber es war total schön. Wir haben uns nebenher total gut unterhalten, über Gott und die Welt. Sie hat mir das Zählen auf Chinesisch beigebracht, hat mich über meine Junge Gemeinde ausgefragt, mir von ihrem Freund und den Traditionen erzählt und wir haben über Abtreibung diskutiert, welche hier völlig normal ist. Aber auch dazu später mehr. Interessant ist, dass sie nicht bei ihrem Freund übernachten darf, stattdessen aber zusammen mit dessen Mutter in einem Hotel übernachtet, wenn sie mal für mehrere Tage dort bleibt. Mit ihr verstehe ich mich am besten und es macht total Spaß, mit ihr was zu unternehmen. Wir mussten dann übrigens durch den Hintereingang raus, da alle Geschäfte schon zu hatten. Aber solange Kunden da sind, müssen die Mitarbeiter da fein pinseln. Wusste ich aber nicht. Und es waren noch einige mit mir lange da. Aber an sich haben die Läden hier sehr lange auf. Auch sonntags alle. By the way, ich habe für die Maniküre nicht mal zwei Euro bezahlt. (Evelyn und Anne, wann soll ich euch vom Flughafen abholen? ;))
Heute habe ich mich mit einem Deutschen aus Karlsruhe getroffen, der mit bissl die Stadt gezeigt hat. Cocktailtrinken waren wir auch noch. Er wohnt schon seit neun Monaten hier und hat auch vor, hier noch länger zu arbeiten. Es ist zur Abwechslung auch mal interessant, die Meinung und das Wissen eines Deutschen über die Stadt zu erfahren. War echt lustig. Er hat schon ewig kein Deutsch mehr gesprochen und immer wieder auf Englisch angefangen. Vor einer ganzen Weile hatte er zwei Kumpels zu Besuch da und die wollten so viele schräge Sachen wie möglich essen. Die Mutter seiner Ex-Freundin war sogar drauf und dran Katze für sie zuzubereiten. Aber aus Angst, was die anderen Verwandten und Nachbarn sagen würden, hat sie es dann doch gelassen. Bei Meetings auf Arbeit hat er anfangs auch immer direkt ein Glas Bier hingestellt bekommen. Auch hier ist die Meinung, dass die Deutschen alle gern und viel Bier trinken, sehr verbreitet ;)
Nutzes Wissen
Hier kennt keiner die angeblich chinesischen Glückskekse. Ich habe das gestern mal mit Sarah gegoogelt und die kommen eigentlich aus Japan und werden nur zu Verkaufszwecken für uns Deutschland und den USA als chinesische Glückskekse verkauft.
So, das war’s dann auch schon :D Auch wenn ich noch viel zu erzählen hätte, mach ich hier erstmal Schluss.
Ich fühl mich sehr behütet hier und es ist echt ein Geschenk, hier jeden Tag so viele neue Sachen zu erleben und zu entdecken. Ich wünsche euch eine gesegnete Woche!