Ich bin hier in China für ein Auslandspraktikum, nachdem eine neue Partnerschaft zwischen meiner Uni und der Sun Yat-sen University entstanden ist. Ich werde einen Workshop für die Studenten geben, die Anfang Oktober für ihr Auslandssemester an die TU Chemnitz gehen werden und danach werde ich mit dem Englisch-Professor zusammenarbeiten und wahrscheinlich auch selbst mit unterrichten. Außerdem werde ich Daten für meine Masterarbeit und für die Datenbank meiner Uni sammeln, d.h. ich werde Leute interviewen und Material sammeln wie Bachelor- und Masterarbeiten, sowie Aufsätze und Reports, die man sprachlich analysieren kann. Noch hat die Uni hier aber nicht begonnen, also habe ich im Moment noch Zeit, die Gegend und den Campus kennenzulernen.
Gestern habe ich Paul von der School of Foreign Languages kennengelernt, mit dem ich im Voraus schon viel Emailkontakt hatte und der mir bei allen möglichen Sachen, wie Zimmer finden, geholfen hat. Danach bin ich mit Tina, einer chinesischen Studentin, die auch nach Chemnitz geht, bissl in die Stadt gegangen, wo sie mir den Supermarkt gezeigt hat und eine Bahncard besorgt hat. Bisher bin ich aber noch nicht mit der Metro gefahren, dafür aber viel rumgelaufen.
Neue Leute kennenlernen
Dank Couchsurfing habe ich schon mit ein paar Leuten Kontakt und heut Abend werde ich ein paar von ihnen treffen. Die Couchsurfing-Homepage ist ja nicht nur dafür da, um sich einen Schlafplatz zu suchen, sondern auch um mit lokalen Leuten und anderen Leuten, die gerade hier rumreisen oder auch neu in der Stadt sind, in Kontakt zu treten. Heut Abend ist zufällig ein Treffen in einer Art Café und Bar, wo ich auf jeden Fall hingehen werde (wenn ich den Weg dahin finde :D). Nächste Woche werde ich mich mal mit der Studentin treffen, die ich zufällig über Postcrossing kennengelernt habe. Außerdem war ich grad in einem Fotogeschäft auf dem Campus, um noch ein paar Passfotos machen zulassen. Dort waren zwei deutsche Studenten vor mir, die ich natürlich gleich mal angesprochen habe und wir werden auch mal was zusammen machen. Zum Glück hat mich eine chinesische Studentin aus dem Büro spontan begleitet, denn die Deutschen hatten ein paar Verständigungsprobleme mit dem Mitarbeiter dort. Also wir hätten das sicher auch irgendwann hinbekommen, ihm zu erklären, dass wir wirklich 13 Fotos in der gleichen Größe für verschiedene Formalitäten brauchen, aber mit ihrer Hilfe ging es schneller. Er hat über sein Handy immer Google Translate benutzt, was sehr witzig war. Und es hat auch geholfen ;)
Essen
Im Voraus habe ich schon von verschiedenen Leuten die unterschiedlichsten Meinungen über das Essen in China gehört. Von total ekelig bis hin zu traumhaft lecker war alles dabei. Ich kann mich bei letzterem nur anschließen : ) Also bis jetzt finde ich das Essen hier echt lecker. Ich war eben in der Mensa auf dem Campus und selbst da hat es mir sehr gut geschmeckt. Für die Chinesen ist das Essen in der Mensa auch nur billiges Mensaessen und nicht das leckerste. Aber ich fand’s gut. Und für einen Euro habe ich echt viel bekommen (siehe Fotos).
Direkt am ersten Abend hat Wenyi versucht mir beizubringen, wie man mit Stäbchen isst. Theoretisch kann ich euch das auch super erklären, aber praktisch hab ich mich weniger gut angestellt :D Deshalb würde ich beim Essen wahrscheinlich auch verhungern- gäbe es nicht noch einen Löffel dazu. Ob ich die nun für die Suppe oder den Rest nehme, ist ja erstmal egal ^^ Aber ich bin mir sicher, dass ich am Ende der vier Monate in der Lage bin, zumindest ein paar Sachen mit Stäbchen zu essen. Der zweite Versuch hat auch schon besser geklappt.
Verkehrschaos/ Menschen über Menschen
Es ist wirklich so, dass es hier Massen an Menschen gibt. Wohin man geht, man sieht total viele Leute- egal zu welcher Uhrzeit. Aber mich stört das nicht. Ich bin nur gespannt, ob die Studenten, die dann nach Chemnitz gehen, sich total einsam fühlen werden in der Stadt, die nachts wie ausgestorben ist^^
Viele Leute fahren mit Fahrrädern und E-Bikes durch die Gegend, auch quer durch die Menschenmassen. Manche rasen auch ganz schön mit ihren vollbeladenen Elektrofahrrädern. Ob eine Teppichrolle, 3 Kinder oder Gasflaschen, es wird alles aufs Fahrrad gepackt bzw drangehangen ; ) Die Fahrer interessiert es dann auch nicht, ob die Fußgängerampel grün ist oder nicht. Also man muss ständig schauen, wo man hin läuft und ob nicht doch jemand abbiegt. Aber daran gewöhnt man sich.
Den Fußweg sehen die Menschen hier auch eher nur als Option an. Viele laufen auch einfach am Straßenrand oder wo sie halt wollen. Die Fahrradfahrer suchen sich dann schon ihren Weg, der meist über den Fußweg geht oder auch gern mal zwischen den Autos auf der Straße- auch entgegen der Fahrtrichtung. Ist zwar sehr chaotisch- aber es scheint zu funktionieren. Das seht ihr teilweise auf meinen Bildern. Aber da diese mit dem Handy gemacht sind, sieht man‘s nicht ganz so gut. An großen Straßen gibt es aber noch Polizisten, die helfen, den Verkehr mit zu regeln.
Bei den Autos habe ich bisher noch keine besonderen Unterschiede gesehen. Die Leute fahren hier auch VW, Audi, BMW, Toyota, Nissan usw. Auffallend ist nur, dass fast alle Autos neu erscheinen. Bisher habe ich noch kein verrostetes oder verbeultes Auto gesehen. Nur ein paar ältere Kleinbusse und Minivans. Die Autos sind weder auffallend groß wie in Amerika noch relativ klein wie in Deutschland. Auf den Fotos seht ihr ein paar Autos und auch die blauen Nummernschilder.
Verständigung
Bis jetzt fällt es mir nicht schwer, mich hier durchzuboxen. Also mit Englisch kommt man schon etwas zurecht, aber nicht mal überall auf dem Campus spricht jemand Englisch. Entweder, man fragt Chinesen, ob sie Englisch sprechen und einem helfen können oder man verständigt sich mit Händen und Füßen und einem Übersetzer auf dem Handy. Vorhin war ich ja in der Mensa und da ich noch keinen Studentenausweis von hier habe, musste ich mir ein Ticket fürs Essen kaufen. Ich hab kurz gefragt, ob die zwei an der Info Englisch sprechen, aber sie haben nur mit dem Kopf geschüttelt. Der Mann hat mir dann einen Taschenrechner hingehalten, ich hab den Preis des Essens eingetippt, das ich mir ausgesucht hatte, haben dafür einen Daumen von ihm und mein Ticket bekommen. Bei der Essensausgabe habe ich mich einfach mit Zeigen, Nicken und Kopfschütteln verständigt. Im Supermarkt und Restaurant läuft’s genauso; spannend wird’s dann erst an der Bahnhaltestelle oder in Geschäften, wenn ich mal was Spezielles wissen möchte. Aber irgendwie kommt man immer zurecht.
Klima
Das subtropische Klima ist genau mein Ding. Mein zweiter Gedanke nach riesigem Chinatown war der, dass es hier wie auf Hawaii ist- es fehlt nur der tolle Strand : ) Es ist immer schön warm, auch nachts noch, es ist nicht so drückend heiß, sondern eher schwül und es ist schön grün hier und man sieht tolle Bäume. Von der Natur her ist es natürlich nicht ganz so abwechslungsreich wie auf Hawaii, aber trotzdem total schön. Aber soo viel habe ich bisher ja auch noch nicht gesehen.
Für die, die es interessiert- Facebook und Youtube funktionieren hier, wenn man will : ) Wenn man normal auf die Seite geht, kommt natürlich ein Seitenladefehler. Aber ich hab ja Freunde, die sich mit sowas auskennen^^ Aber ich werde trotzdem nur eher selten auf Facebook anzutreffen sein.
In der nächsten Email erzähle ich euch dann mehr über die Stadt und den Campus.
Ganz liebe Grüße und ein tolles Wochenende wünscht euch Jessica